Das übergeordnete finanzpolitische Ziel von Bertelsmann ist die Gewährleistung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Finanzierungssicherheit, Eigenkapitalrentabilität und Wachstum. Dazu richtet der Konzern seine Finanzierung an den Anforderungen eines Credit Rating der Bonitätsstufe „Baa1/BBB+“ und den damit verbundenen qualitativen und quantitativen Kriterien aus. Rating und Transparenz gegenüber dem Kapitalmarkt leisten einen bedeutenden Beitrag zur finanziellen Sicherheit und Unabhängigkeit des Unternehmens.
Entsprechend der Konzernstruktur erfolgt die Kapitalallokation zentral über die Bertelsmann SE & Co. KGaA , die die Konzerngesellschaften mit Liquidität versorgt und die Vergabe von Garantien und Patronatserklärungen für Konzerngesellschaften steuert. Der Konzern bildet weitgehend eine finanzielle Einheit und optimiert damit die Kapitalbeschaffungs- und Anlagemöglichkeiten.
Die finanzielle Steuerung bei Bertelsmann erfolgt nach quantifizierten Finanzierungszielen, die sich an der wirtschaftlichen Verschuldung und mit abgeschwächter Bedeutung an der Kapitalstruktur orientieren. Zu den Finanzierungszielen gehört ein dynamischer Verschuldungsgrad (Leverage Factor), der den definierten Wert von 2,5 nicht überschreiten sollte. Am 31. Dezember 2017 lag der Leverage Factor mit 2,5 (31. Dezember 2016: 2,5) auf dem Niveau des Vorjahres (Erläuterungen zum Verschuldungsgrad im Abschnitt „Alternative Leistungskennzahlen“).
Die Wirtschaftlichen Schulden erhöhten sich zum 31. Dezember 2017 auf 6.213 Mio. € nach 5.913 Mio. € im Vorjahr aufgrund gestiegener Nettofinanzschulden. Diese erhöhten sich überwiegend durch die Finanzierung der Anteilsaufstockung an Penguin Random House auf 3.479 Mio. € (31. Dezember 2016: 2.625 Mio. €). Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen zum 31. Dezember 2017 reduzierten sich durch einen höheren Rechnungszinsfuß auf 1.685 Mio. € (31. Dezember 2016: 1.999 Mio. €).
Ein weiteres Finanzierungsziel ist die Coverage Ratio (Zinsdeckungsgrad). Sie berechnet sich aus dem Verhältnis des für den Leverage Factor verwendeten Operating EBITDA zum Finanzergebnis und soll über einem Wert von 4 liegen. Im Berichtszeitraum lag die Coverage Ratio bei 11,2 (Vj.: 9,7). Die Eigenkapitalquote im Konzern lag mit 38,5 Prozent (31. Dezember 2016: 41,6 Prozent) weiterhin deutlich über der selbstgesetzten Mindestanforderung von 25 Prozent. Der Rückgang erklärt sich aus den Kaufpreiszahlungen für Anteilsaufstockungen an den bereits vollkonsolidierten Unternehmen Penguin Random House und SpotX sowie aus Dividendenausschüttungen an nicht beherrschende Anteilseigner, die auch die im Rahmen der Anteilsaufstockung an Penguin Random House an den Mitgesellschafter gezahlte Sonderdividende beinhaltet.
Ziel | 2017 | 2016 | |
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Leverage Factor: Wirtschaftliche Schulden/Operating EBITDA1) | ≤ 2,5 | 2,5 | 2,5 |
Coverage Ratio: Operating EBITDA/Finanzergebnis1) | > 4,0 | 11,2 | 9,7 |
Eigenkapitalquote: Eigenkapital zu Konzernbilanzsumme (in Prozent) | ≥ 25,0 | 38,5 | 41,6 |
1) Nach Modifikationen. |
Bertelsmann platzierte im Mai 2017 eine Anleihe mit vierjähriger Laufzeit und einem Emissionsvolumen von 500 Mio. €. Die in Luxemburg gelistete Anleihe ist mit einem festen Kupon von 0,25 Prozent ausgestattet. Darüber hinaus hat Bertelsmann im Rahmen von Privatplatzierungen im Juli 2017 eine Anleihe über 50 Mio. € mit siebenjähriger Laufzeit und im August 2017 ein Schuldscheindarlehen über 150 Mio. € mit eineinhalbjähriger Laufzeit begeben. Die Erlöse aus den Platzierungen wurden im Wesentlichen für die Finanzierung der Anteilsaufstockung an Penguin Random House genutzt.
Bertelsmann verfügt seit dem Jahr 2002 über Emittenten-Ratings der Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s (S&P). Die Emittenten-Ratings erleichtern den Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und stellen daher ein wichtiges Element der Finanzierungssicherheit von Bertelsmann dar. Bertelsmann wird von Moody’s mit „Baa1“ (Ausblick: stabil) und von S&P mit „BBB+“ (Ausblick: stabil) bewertet. Beide Bonitätsbeurteilungen liegen im Investment-Grade-Bereich und entsprechen dem Zielrating von Bertelsmann. Die Einschätzung zur kurzfristigen Kreditqualität von Bertelsmann wird von Moody’s mit „P‑2“ und von S&P mit „A‑2“ beurteilt.
Der Bertelsmann-Konzern verfügt zusätzlich zur vorhandenen Liquidität u.a. über eine syndizierte Kreditvereinbarung mit international tätigen Großbanken. Diese bildet das Rückgrat der strategischen Kreditreserve und kann von Bertelsmann bis zum Jahr 2021 durch Ziehung in Euro, US-Dollar und Britischen Pfund bis zu einem Betrag von 1,2 Mrd. € revolvierend in Anspruch genommen werden.
Im Berichtszeitraum wurde ein Cashflow aus der betrieblichen Geschäftstätigkeit in Höhe von 1.642 Mio. € generiert (Vj.: 1.954 Mio. €). Der nachhaltige, um Einmaleffekte bereinigte Operating Free Cash Flow betrug 1.822 Mio. € (Vj.: 1.799 Mio. €), die Cash Conversion Rate lag bei 92 Prozent (Vj.: 93 Prozent); vgl. hierzu auch Abschnitt „Steuerungskennzahlen im weiteren Sinne“. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit lag bei -797 Mio. € (Vj.: -1.081 Mio. €). Auf Investitionen in immaterielle Vermögenswerte, Sach- und Finanzanlagen entfallen davon -890 Mio. € (Vj.: -962 Mio. €). Die Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen (abzüglich erworbener liquider Mittel) betrugen -213 Mio. € (Vj.: -278 Mio. €). Die Einzahlungen aus dem Verkauf von Tochterunternehmen und sonstigen Geschäftseinheiten sowie von sonstigem Anlagevermögen lagen bei 343 Mio. € (Vj.: 192 Mio. €). Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit betrug -755 Mio. € (Vj.: -793 Mio. €). Dividenden an die Aktionäre der Bertelsmann SE & Co. KGaA beliefen sich unverändert auf -180 Mio. € (Vj.: -180 Mio. €). Dividenden an nicht beherrschende Anteilseigner und weitere Auszahlungen an Gesellschafter wurden in Höhe von -743 Mio. € (Vj.: -388 Mio. €) ausgezahlt. Hierin enthalten ist die im Rahmen der Anteilsaufstockung an Penguin Random House an den Mitgesellschafter gezahlte Sonderdividende in Höhe von 373 Mio. €. Zum 31. Dezember 2017 verfügte Bertelsmann über liquide Mittel in Höhe von 1,4 Mrd. € (Vj.: 1,4 Mrd. €).
in Mio. € | 2017 | 2016 | |
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Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit | 1.642 | 1.954 | |
Cashflow aus Investitionstätigkeit | -797 | -1.081 | |
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit | -755 | -793 | |
Zahlungswirksame Veränderung der liquiden Mittel | 90 | 80 | |
Wechselkursbedingte und sonstige Veränderungen der liquiden Mittel | -24 | -14 | |
Liquide Mittel am 1.1. | 1.376 | 1.310 | |
Liquide Mittel am 31.12. | 1.442 | 1.376 | |
Abzüglich liquider Mittel der Veräußerungsgruppen | -2 | -3 | |
Liquide Mittel am 31.12. (laut Konzernbilanz) | 1.440 | 1.373 |
Unter die außerbilanziellen Verpflichtungen fallen Haftungsverhältnisse und sonstige finanzielle Verpflichtungen, die nahezu ausnahmslos aus der operativen Tätigkeit der Unternehmensbereiche resultieren. Die außerbilanziellen Verpflichtungen verminderten sich gegenüber dem Vorjahr. Die zum 31. Dezember 2017 vorhandenen außerbilanziellen Verpflichtungen hatten für das abgelaufene wie auch für das künftige Geschäftsjahr keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage des Konzerns.
Die Gesamtinvestitionen einschließlich übernommener Finanzschulden in Höhe von 14 Mio. € (Vj.: 6 Mio. €) lagen im Geschäftsjahr 2017 bei 1.117 Mio. € (Vj.: 1.244 Mio. €). Die Investitionen gemäß Kapitalflussrechnung betrugen 1.103 Mio. € (Vj.: 1.240 Mio. €). Von den Sachanlageinvestitionen in Höhe von 360 Mio. € (Vj.: 326 Mio. €) entfiel wie in den Vorjahren der größte Teil auf Arvato. In immaterielle Vermögenswerte wurden 319 Mio. € (Vj.: 388 Mio. €) investiert, die insbesondere auf die RTL Group für Investitionen in Filmrechte sowie auf BMG für den Erwerb von Musikkatalogen entfielen. Für Investitionen in Finanzanlagen wurden 211 Mio. € (Vj.: 248 Mio. €) aufgewandt. Hierzu zählen insbesondere die Investitionen der Bertelsmann Investments. Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen (abzüglich erworbener liquider Mittel) lagen im Berichtszeitraum bei 213 Mio. € (Vj.: 278 Mio. €) und entfielen unter anderem auf den Erwerb der BBR Music Group durch BMG.
Unter Berücksichtigung von Kaufpreiszahlungen für Anteilsaufstockungen an bereits vollkonsolidierten Unternehmen, insbesondere für die Anteilsaufstockung an Penguin Random House, sowie die Übernahme von SpotX erhöhten sich die wirtschaftlichen Investitionen im Geschäftsjahr 2017 auf insgesamt 1.776 Mio. € (Vj.: 1.262 Mio. €). Diese Auszahlungen für Anteilsaufstockungen werden gemäß den IFRS als Veränderung des Eigenkapitals klassifiziert und dem Cashflow aus Finanzierungstätigkeit zugeordnet. Aus Unternehmenssicht sind diese Auszahlungen wirtschaftlich vergleichbar mit Kaufpreiszahlungen für konsolidierte Beteiligungen und haben somit Investitionscharakter.
in Mio. € | 2017 | 2016 |
---|---|---|
RTL Group | 308 | 353 |
Penguin Random House | 80 | 36 |
Gruner + Jahr | 38 | 112 |
BMG | 157 | 183 |
Arvato | 285 | 167 |
Bertelsmann Printing Group | 40 | 49 |
Bertelsmann Education Group | 78 | 175 |
Bertelsmann Investments | 114 | 147 |
Summe Investitionen der Bereiche | 1.100 | 1.222 |
Corporate/Konsolidierung | 3 | 18 |
Gesamtinvestitionen | 1.103 | 1.240 |
Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2017 lag bei 23,7 Mrd. € (Vj.: 23,8 Mrd. €). Die liquiden Mittel betrugen 1,4 Mrd. € (Vj.: 1,4 Mrd. €). Das Eigenkapital reduzierte sich auf 9,1 Mrd. € nach 9,9 Mrd. € im Vorjahr. Der Rückgang resultiert im Wesentlichen aus der Veränderung des Eigenkapitals angesichts der Anteilsaufstockung an Penguin Random House sowie der Auszahlung einer Sonderdividende an den Mitgesellschafter. Daraus ergab sich eine im Vorjahresvergleich geringere Eigenkapitalquote von 38,5 Prozent (Vj.: 41,6 Prozent). Das auf die Aktionäre der Bertelsmann SE & Co. KGaA entfallende Eigenkapital lag bei 7,8 Mrd. € (Vj.: 7,9 Mrd. €). Die Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen verringerten sich aufgrund eines höheren Rechnungszinsfußes auf 1.685 Mio. € (Vj.: 1.999 Mio. €). Durch die im Abschnitt „Finanzierungsaktivitäten“ beschriebene Aufnahme von Finanzschulden erhöhten sich die Bruttofinanzschulden auf 4.919 Mio. € nach 3.998 Mio. € zum 31. Dezember 2016. Darüber hinaus blieb die Bilanzstruktur im Vorjahresvergleich weitgehend unverändert.
Zum 31. Dezember 2017 betrug der Nennwert des Genusskapitals unverändert zum Vorjahr 301 Mio. €. Unter Anwendung der Effektivzinsmethode belief sich der Buchwert des Genusskapitals zum 31. Dezember 2017 auf 413 Mio. € (Vj.: 413 Mio. €). 94 Prozent des nominalen Genusskapitals entfallen auf den Genussschein 2001 (ISIN DE0005229942) und 6 Prozent auf den Genussschein 1992 (ISIN DE0005229900).
Die Genussscheine 2001 sind an der Frankfurter Wertpapierbörse zum Handel im Regulierten Markt zugelassen. Die Notierung erfolgt in Prozent des Nominalwerts. Im Januar erreichte der Schlusskurs des Genussscheins 2001 mit 316,00 Prozent seinen niedrigsten Stand, im November mit 339,40 Prozent seinen höchsten Stand im Geschäftsjahr 2017.
Nach den Genussscheinbedingungen für den Genussschein 2001 beträgt die Ausschüttung für jedes volle Geschäftsjahr 15 Prozent auf den Grundbetrag, vorausgesetzt, es stehen ein ausreichendes Konzernergebnis und ein ausreichender Jahresüberschuss der Bertelsmann SE & Co. KGaA zur Verfügung. Diese Voraussetzungen wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr erfüllt. Daher wird für die Genussscheine 2001 auch für das Geschäftsjahr 2017 eine Ausschüttung von 15 Prozent auf den Grundbetrag erfolgen.
Aufgrund des geringen Volumens weisen die zum Regulierten Markt an der Frankfurter Wertpapierbörse zugelassenen Genussscheine 1992 einen nur noch bedingt liquiden Börsenhandel auf. Für die Genussscheine 1992 richtet sich die Ausschüttung nach der Gesamtkapitalrendite des Konzerns. Da im Geschäftsjahr 2017 eine Gesamtkapitalrendite von 7,73 Prozent (Vj.: 7,09 Prozent) erzielt wurde, wird sich die Ausschüttung auf die Genussscheine 1992 für das Geschäftsjahr 2017 auf 8,73 Prozent (Vj.: 8,09 Prozent) des Grundbetrags belaufen.
Die Ausschüttung auf beide Genussscheine wird voraussichtlich am 15. Mai 2018 erfolgen. Laut den Genussscheinbedingungen kontrolliert der Abschlussprüfer der Bertelsmann SE & Co. KGaA, ob die Gewinnausschüttung zutreffend ermittelt wurde. Hierüber legt der Abschlussprüfer für beide Genussscheine eine Bescheinigung vor.